ANISA, Verein für alpine Forschung (www.anisa.at)

 

Forschungsberichte der ANISA für das Internet. 4, 2015 (ANISA FB I. 4, 2015)

 

 

Datierungsversuche von Steinstrukturen im Dachsteingebirge mit Hilfe der Denudation.

 

Ein bisher unbekanntes Fundament (FS); eine Trockenmauer und Dachsteine auf der Modereckalm (MA); eine Steinstruktur aus der Frühgeschichte (SBA-R) die Datierung einer Trockenmauer auf der Hirzkaralm (HKA); Denudationsvorgänge auf der von der Witterung ausgesetzten oder geschützten Standorten; die Denudation von einer Steintaube und von Karsttischen (KT).

Land Oberösterreich

 

14. Internetbeitrag zum Thema Denudationsdatierung

Franz Mandl (2.12.2015)

 

 

Wo schnell gearbeitet werden muss, wo wenig Geld für die Forschung zu Verfügung steht, ist die Erfahrung ein wichtiges Instrument zur Erzielung erster Befunde. Die Ergebnisse aus gesammelten Werten und Größen, die im Gehirn bewusst oder auch unbewusst gespeichert, schließlich im Kopf errechnet und abgerufen werden, können unter solchen Forschungsbedingungen wichtige Impulse liefern. Dieses aus jahrelanger Erfahrung gewonnene Wissen ermöglicht anthropomorphe Steinstrukturen richtig zu deuten, erste Befunde zu errechnen und deren Bedeutung für die Wissenschaft abzuschätzen. Erfahrung kann aber nur aus unermüdlicher Feldforschung und nicht vom Schreibtisch aus gewonnen werden. Nur mit kostspieligen und aufwendigen Messverfahren sind genauere Ergebnisse zu erwarten, deren Einsatz jedoch gerechtfertigt werden muss.

 

Die hier veröffentlichten Internetbeiträge zu den Datierungsversuchen mithilfe der Denudation stützen sich auf Feldforschungen. Dabei sollen auch Regeln für einen verlässlichen Umgang mit dieser Methode erarbeitet werden, wobei mehreren Parametern Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Dazu zählen: Analyse des Geländes, Erkennen des Gesteins, Merkmale der Steine, Strukturformen, Messmethoden und vieles mehr. Daraus soll eine Gesamteinschätzung der Umstände gewonnen werden, sodass diese in Hinblick auf das zu erwartende Ergebnis qualifiziert werden können (z.B. sehr gute-, gute-, brauchbare-, mäßige-, unbrauchbare Voraussetzungen). Ebenfalls sollte überlegt werden, ob mehrere Messungen einer Kantenseitenlänge eines Steines gemessen werden sollten, um daraus einen gemittelten Messwert zu errechnen. Auch eine weitere Dimension sollte berücksichtigt werden, nämlich die Zufälligkeit des Zerfalls von anthropogenen Baulichkeiten und die daraus resultierende Lageveränderung der Steine. Ungefähr 200 Objekte sollen für dieses Mess- und Dokumentationsprojekt untersucht werden, was mehrere Jahre Arbeit in Anspruch nehmen dürfte. Dies Messungen werden hier im Internet im Laufe der Zeit vorgestellt. Abschließend soll ein Gesamtergebnis in einer eigenen Publikation veröffentlicht werden. Ortsnamen und Koordinaten werden aus Gründen des Denkmalschutzes nicht oder verschlüsselt angegeben.

 

 

Die Genauigkeitsskala wird von der Anzahl der Messbaren Bausteine und vom Erhaltungszustand der Struktur abgeleitet. Der Wert wird vorläufig in % angegeben. Sie ist bei einer

Abweichung von        10 %                         sehr gut                     mindestens 10 korrelierende und messbare Bausteine

                                   20 - 30 %                  gut                               mindestens   5 korrelierende und messbare Bausteine

                                   30 - 60 %                  brauchbar                 mindestens   3 korrelierende und messbare Bausteine

                                   60 - 80 %                  genügend                   mindestens   2 korrelierende und messbare Bausteine

                                   80 – 100 %               grober Richtwert       mindestens   1 messbarer Baustein

                                   110 % und mehr       nicht brauchbar     →    keine messbaren Bausteine

 

Erster Zwischenbericht zur Denudationsdatierung: http://www.anisa.at/Denudationsdatierung_Zwischenbericht_1_12_2014.html

 

Anmerkung 1: Liegt eine gleichmäßige Denudation von nicht messbaren Bausteinen vor (z.B. zu nahe an der Grasnarbe), und stehen diese in eindeutiger Korrelation, so kann dieser Befund als Beleg für eine anthropogen angefertigte Steinstruktur herangezogen werden.

Anmerkung 2: Bausteine in ungeschützter Lage, die im Winter wegen Schneeverfrachtung frei liegen, weisen Frostabsplitterungen und einen abweichenden Denudationsverlauf auf und können deshalb nicht für eine Denudationsdatierung herangezogen werden. Diese Situation kann auf freien, dem Wind ausgesetzten Lagen, ab einer Höhe von 1800 m zutreffen.

 

 

Höhenabhängige Denudationswerte:

2200 m bis 2000 m → 1,10 mm/100 Jahre

2000 m bis 1700 m → 1,05 mm/100 Jahre

1700 m bis 1500 m → 1,00 mm/100 Jahre

1500 m bis 1300 m → 0,95 mm/100 Jahre

1300 m bis 1100 m → 0,90 mm/100 Jahre

1100 m bis   700 m → 0,85 mm/100 Jahre

  700 m bis   400 m → 0,80 mm/100 Jahre

 

 

 

Eine mit der Denudationsmethode datierte Hüttenstruktur, Dachsteingebirge (FS)

 

Sehr gut erhaltener Steinkranz einer natürlich verfallenen Stein-Hütte. Die Bausteine, bzw. die Reste der Trockenmauer ragen bis zu 1 m über die Grasnarbe hoch. Sie sind kaum biogen beeinflusst und als Messsteine geeignet. Die Messungen der Kantenrundungen betragen zwischen 1 und 2 mm. Der Durchschnittswert des messbaren Bausteins beträgt ≈1,5 mm. Die Messvoraussetzung ist als gut einzustufen. Eine Datierung ist möglich. Das Ergebnis weist mit ≈150 Jahren ±150 Jahre in die frühe Neuzeit.

Anmerkung: Da es sich um eine geringe Denudationsgröße zwischen 1 und 2 mm handelt, ist das Ergebnis dementsprechend ungenau. Dennoch konnte errechnet werden, dass es sich um ein Objekt aus der Neuzeit handelt.

 

 

Objekt: Fundamentsteine eines Steinbaues

Baumbestand: wald- und baumfrei durch anthropogenen Eingriff

Erhaltung (ungestört, gestört, starke Verfallsmerkmale ): ungestörter Verfall

Lage (Grube, Rücken, Kuppe, Ebene, Hang, Pass, Höhe, ): Südhang, Almweide, 1903 m

Funde: keine

Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: Denudationsdatierung

Literatur: -

Biogene Situation: Grasboden

Struktur, Form, Größe des Objektes: Struktur rechteckig (3,5 x 6,3 m)

GPS-Messpunkte: ja (wurde eingemessen)

Skizze, Plan, Fotos: einfache Vermessung (Kompass und GPS) mit Skizze und Fotos

Gestein: Dachsteinkalk

Bausteine, Anzahl: ≈400

Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): Fotos

Messtauglichkeit, Abweichungen: (sehr gut= 0-10 %, gut= 10-30 %, brauchbar= 30-60 %, genügend= 60-80 %, grober Richtwert= 80-100 %, nicht brauchbar = 110 %) = ≈80-100 %

Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Wetterseiten, Höhe des Steines, Winkel der Kante): Bausteine mit 5 Messstellen: 3x1 mm, 2x 2 mm

Messergebnisse-Durchschnittswert: 1,4 mm

Höhenabhängiger Denudationswert für 100 Jahre: 1,05 mm

Denudationsalter: 1,4 x 1,05= ≈150 Jahre

Messdifferenz= Wert zwischen niedrigstem und höchsten Denudationswert: 1 mm= ±≈105 Jahre

Genauigkeitswert des Erhaltungszustandes beträgt: ≈80-100 % von ≈150= max. ±≈150 Jahre

Denudationsalter: AD ≈1865 ±≈150 Jahre [2015=0]

Denudationsalter: BP ≈150 Jahre ±≈150 Jahre

Datenablage: Arbeitsbuch 2015, Festplatte: Almen

 

AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 1: Steinkranz der verfallenen neuzeitlichen Hütte.

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 2: Baustein mit scharfen Begrenzungskanten.

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 3: Baustein mit unterschiedlich geringer Denudation.

 

 

 

Ein mit der Denudationsmethode datiertes Legschindeldach mit Steinbeschwerung "Schwardach", Dachsteingebirge (MA)

 

2008 stand die zu Beginn der Neuzeit erbaute Hütte noch. Starker Verfall zeigte sich jedoch bereits. Im Winter 2015 ist der südliche Teil der Hütte gänzlich zusammengebrochen, der Vordere Teil ist stark zusammengedrückt. Die Hütte wurde auf Initiative des Autors 1997 vom Institut für Botanik der Universität Hohenheim dendrochronologisch datiert. Das Ergebnis belegt ein Baudatum zu Ende des 16. Jahrhunderts und mehrere Reparaturphasen zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

Die Legesteine sind kaum biogen beeinflusst und als Messsteine geeignet. Die Messungen der Kantenrundungen betragen zwischen 1 - 5 mm. Der Durchschnittswert der messbaren Bausteine beträgt ≈2,5 mm. Die Messvoraussetzung ist schlecht einzustufen. Das mit Ungenauigkeiten behaftete Ergebnis weist auf ein Alter von 250 Jahren hin, also in die mittlere Neuzeit.

Anmerkung: Da es sich um eine geringe Denudationsgröße zwischen 1 und 5 mm handelt, ist das Ergebnis dementsprechend ungenau. Auch sind die Legesteine im Zuge von Reparaturarbeiten mehrmals umgelagert worden. Zuletzt geschah dies um 2000 als eine schwarze Plastikplane unter den Schindeln verlegt wurde. Dennoch konnte hier mit der Denudationsmethode errechnet werden, dass es sich um ein Objekt aus der Neuzeit handelt.

 

 

Objekt: Legschindeldach einer Blockhütte

Baumbestand: Umgebung wald- und baumfrei durch anthropogenen Eingriff

Erhaltung (ungestört, gestört, starke Verfallsmerkmale ): gestörter Verfall

Lage (Grube, Rücken, Kuppe, Ebene, Hang, Pass, Höhe, ): Ebene 2000 m

Funde: rezentes Inventar, Müll

Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: Keramikdatierungen, Dendrochronologie und Denudationsdatierung

Literatur: KRASCHITZER, Johanna/MANDL, Franz: Keramik von Almen des Dachsteingebirges und des Toten Gebirges. In: Forschungsberichte der ANISA 2, 2009, S. 95 und 135f. Franz Stadler hat eine der stark verfallenen Hütten in den 1970er Jahren dokumentiert (Almhütten im Salzkammergut und dem Ennstalgebiet. Beilage zum Ausstellungskatalog "Vom Leben auf der Alm" Trautenfels 1987, S. 96f)

Biogene Situation: Grasboden, Schindeldach

Struktur, Form, Größe des Objektes: Struktur rechteckig (6 x 7 m)

GPS-Messpunkte: ja (wurde eingemessen)

Skizze, Plan, Fotos: einfache Vermessung (Kompass und GPS) mit Skizze und Fotos

Gestein: Dachsteinkalk

Bausteine, Legesteine, Anzahl: ≈70

Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): Fotos

Messtauglichkeit, Abweichungen: (sehr gut= 0-10 %, gut= 10-30 %, brauchbar= 30-60 %, genügend= 60-80 %, grober Richtwert= 80-100 %, nicht brauchbar = 110 %) = ≈80-100 %

Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Wetterseiten, Höhe des Steines, Winkel der Kante): Bausteine mit 20 Messstellen: 10x 1 mm, 3x2 mm, 3x3 mm und 4x5 mm = 45 mm

Messergebnisse-Durchschnittswert: 2,25 mm

Höhenabhängiger Denudationswert für 100 Jahre: 1,10 mm

Denudationsalter: 2,25 x 1,10= ≈250 Jahre

Messdifferenz= Wert zwischen niedrigstem und höchsten Denudationswert: 5 mm= ±≈550 Jahre

Genauigkeitswert des Erhaltungszustandes beträgt: ≈80-100 % von ≈250= max. ±≈250 Jahre

Denudationsalter: AD ≈1765 ±≈250 Jahre [2015=0]

Denudationsalter: BP ≈250 ±≈250 Jahre

Datenablage: Arbeitsbuch 2015, Festplatte: Almen

 

AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 4: Der südliche Teil des Legschindeldachs

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 5: Der nördliche Teil der Almhütte

 

 

 

Datierung der Trockenmauer eines Almhüttenstalls mit Hilfe der Denudationsmethode, Dachsteingebirge (MA)

 

Von den Steinmauern der Almhütte hat nur der südliche Teil mit einer alten Trockenmauer die Zeit bis heute überstanden. Friedrich Simony hat die Almhütte 1845 gemalt. Diese war bereits damals in desolatem Zustand. Die Hütte wurde mit abfallenden Wetterbrettern und Stützmauern dargestellt. Das "Schwardach" (Legschindeldach) war jedoch noch intakt. Franz Stadler hat eine der stark verfallenen Hütten in den 1970er Jahren dokumentiert (Almhütten im Salzkammergut und dem Ennstalgebiet. Beilage zum Ausstellungskatalog "Vom Leben auf der Alm" Trautenfels 1987, S. 96f). Die Reste der Steinmauer stammen demnach vom "Scherm", dem Viehstall. In den 1990er bis 2000er Jahren diente der längst schon dachlose Steinbau einem Aussteiger als Übernachtungsort. Er verwendete Nylonplanen als Regenschutz.

 

Anmerkung: Da es sich um eine geringe Denudationsgröße zwischen 1 und 5 mm handelt, ist das Ergebnis dementsprechend ungenau. Dennoch konnte hier mit der Denudationsmethode errechnet werden, dass es sich um ein Objekt aus der Neuzeit handelt.

 

 

Objekt: Reste der Trockenmauer eines Stalls.

Baumbestand: Umgebung wald- und baumfrei durch anthropogenen Eingriff

Erhaltung (ungestört, gestört, starke Verfallsmerkmale ): gestörter Verfall

Lage (Grube, Rücken, Kuppe, Ebene, Hang, Pass, Höhe, ): Ebene 2000 m

Funde: rezenter Müll

Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: Keramikdatierungen, Denudationsdatierung

Literatur: KRASCHITZER, Johanna/MANDL, Franz: Keramik von Almen des Dachsteingebirges und des Toten Gebirges. In: Forschungsberichte der ANISA 2, 2009, S. 95 und 135f.

Biogene Situation: Grasboden

Struktur, Form, Größe des Objektes: Struktur 6 x 6 m

GPS-Messpunkte: ja (wurde eingemessen)

Skizze, Plan, Fotos: einfache Vermessung (Kompass und GPS) mit Skizze und Fotos

Gestein: Dachsteinkalk

Bausteine, Trockenmauer, Anzahl: ≈50

Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): Fotos

Messtauglichkeit, Abweichungen: (sehr gut= 0-10 %, gut= 10-30 %, brauchbar= 30-60 %, genügend= 60-80 %, grober Richtwert= 80-100 %, nicht brauchbar = 110 %) = 60-80 %

Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Wetterseiten, Höhe des Steines, Winkel der Kante): Bausteine mit 10 Messstellen: 5x 2 mm, 3x3 mm, 2x4 mm = 27 mm

Messergebnisse-Durchschnittswert: 2,7 mm

Höhenabhängiger Denudationswert für 100 Jahre: 1,10 mm

Denudationsalter: 2,7 x 1,10= ≈300 Jahre

Messdifferenz= Wert zwischen niedrigstem und höchsten Denudationswert: 2 mm= ±≈220 Jahre

Genauigkeitswert des Erhaltungszustandes beträgt: ≈60-80 % von ≈300= max. ±≈200 Jahre

Denudationsalter: AD ≈1715 ±≈200 Jahre [2015=0]

Denudationsalter: BP ≈300 ±≈200 Jahre

Datenablage: Arbeitsbuch 2015, Festplatte: Almen

 

AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 6: Reste der Trockenmauer eines Almhüttenstalls

 

 

 

Die Datierung einer Steinstruktur mit Hilfe der Denudationsmethode, Dachsteingebirge (SBA-R)

 

Diese rechteckige Steinstruktur liegt auf einer seichten Anhöhe vor einer Karstgrube. Die Bausteine weisen erhebliche Denudationserscheinungen auf. In der Nähe gibt es eine Quelle und eine mittelalterliche Almwüstung.

 

 

Objekt: Steinstruktur einer Hütte.

Baumbestand: Umgebung wald- und baumfrei durch anthropogenen Eingriff

Erhaltung (ungestört, gestört, starke, natürliche Verfallsmerkmale ): natürlicher Verfall

Lage (Karstgrube, Rücken, Kuppe, Ebene, Hang, Pass, Höhe, ): vorgelagerte kleine Ebene vor Karstgrube, 1893 m

Funde: keine

Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: Denudationsdatierung

Literatur: -

Biogene Situation: Grasboden

Struktur, Form, Größe des Objektes: Struktur rechteckig (3 x 5 m)

GPS-Messpunkte: ja (wurde eingemessen)

Skizze, Plan, Fotos: einfache Vermessung (Kompass und GPS) mit Skizze und Fotos

Gestein: Dachsteinkalk

Bausteine, Anzahl: ≈30

Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): Fotos

Messtauglichkeit, Abweichungen: (sehr gut= 0-10 %, gut= 10-30 %, brauchbar= 30-60 %, genügend= 60-80 %, grober Richtwert= 80-100 %, nicht brauchbar = 110 %) = 30-60 %

Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Wetterseiten, Höhe des Steines, Winkel der Kante): Bausteine mit 10 Messstellen: 4x 22 mm, 3x18 mm, 3x15 mm = 187 mm : 10= 18,7 mm

Messergebnisse-Durchschnittswert: 18,7 mm

Höhenabhängiger Denudationswert für 100 Jahre: 1,10 mm

Denudationsalter: 18,7 mm x 1,10= ≈2057 Jahre

Messdifferenz= Wert zwischen niedrigstem und höchsten Denudationswert: 7 mm= ±≈770 Jahre

Genauigkeitswert des Erhaltungszustandes beträgt: ≈30-60 % von ≈2057= max. ±≈335 Jahre

Denudationsalter: BC ≈57 ±≈335 Jahre [2015=0]

Denudationsalter: BP ≈2057 ±≈335 Jahre

Datenablage: Arbeitsbuch 2015, Festplatte: Almen

 

AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 7: Steinstruktur auf vorgelagerter kleiner Ebene vor Grube

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 8: Bausteine der Steinstruktur

 

 

 

Datierung einer Trockenmauer mit Hilfe der Denudationsmethode, Dachsteingebirge (HKA)

 

Almwüstung mit Trockenmauern.

 

 

Objekt: Trockenmauer einer Almhütte

Baumbestand: Umgebung wald- und baumfrei durch anthropogenen Eingriff

Erhaltung (ungestört, gestört, starke, natürliche Verfallsmerkmale ): natürlicher Verfall

Lage (Karstgrube, Rücken, Kuppe, Ebene, Hang, Pass, Höhe, ): vorgelagerte kleine Ebene in Karstgrube, 1762 m

Funde: keine

Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: erste Nennung 1793, Denudationsdatierung

Literatur: MOSER, Roman: Hallstätter- und Obertrauner Almen im Bereich des Dachsteinmassivs. Musealverein Hallstatt, 1994,25

Biogene Situation: Grasboden, Alpenampfer

Struktur, Form, Größe des Objektes: Struktur rechteckig (4 x 6 m)

GPS-Messpunkte: ja (wurde eingemessen)

Skizze, Plan, Fotos: Fotos

Gestein: Dachsteinkalk

Bausteine, Anzahl: ≈80

Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): Fotos

Messtauglichkeit, Abweichungen: (sehr gut= 0-10 %, gut= 10-30 %, brauchbar= 30-60 %, genügend= 60-80 %, grober Richtwert= 80-100 %, nicht brauchbar = 110 %) = 10-30 %

Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Wetterseiten, Höhe des Steines, Winkel der Kante): Bausteine mit 4 Messstellen: 2x 2 mm, 2x3 mm= 10 mm : 4= 2,5 mm

Messergebnisse-Durchschnittswert: 2,5 mm

Höhenabhängiger Denudationswert für 100 Jahre: 1,00 mm

Denudationsalter: 2,5 mm x 1,00= ≈250 Jahre

Messdifferenz= Wert zwischen niedrigstem und höchsten Denudationswert: 1 mm= ±≈100 Jahre

Genauigkeitswert des Erhaltungszustandes beträgt: ≈10-30 % von ≈250= max. ±≈70 Jahre

Denudationsalter: AC ≈1765 ±≈70 Jahre [2015=0]

Denudationsalter: BP ≈250 ±≈70 Jahre

Datenablage: Arbeitsbuch 2015, Festplatte: Almen

 

AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

 

Abb. 9: Teil der Trockenmauer

 

 

 

Denudationsvorgänge auf der von der Witterung ausgesetzten oder geschützten Standorten, Dachsteingebirge (GG)

 

Die Denudation von Steinen, die der Witterung stark ausgesetzt sind, verhält sich durch Auflösungsvorgänge anders als auf Steinen die zum Beispiel von Schnee über dem Winter überdeckt sind. Steine auf Anhöhen, die dem Wind ausgesetzt sind, sind auch im Winter meist schneefrei. Dagegen werden sie in den geschützten Karstgruben oft meterhoch überdeckt.

Diese Oberflächenkorrosionen unterscheiden sich durch eine grobe, kantige, oft splittrige Frostverwitterung bei ausgesetzten Steinen, im Gegensatz zu einer glatten Oberfläche mit rundlichen Kanten auf Steinen in geschützten Lagen. Diese glatten Oberflächen entstehen durch die länger andauernden Auflösungsvorgänge durch abtauenden Schnee im Frühjahr und Regen im Sommer. Die Schneeüberdeckung schützt des weiteren vor starken Frosteinwirkungen.

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 10: Die grob verwitterte Oberfläche eines ganzjährig freiliegenden Steines auf 2020 m Höhe

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 11: Die grob verwitterte Oberfläche eines ganzjährig freiliegenden Steines auf 2020 m Höhe

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 12: Steine in einer Karstgrube auf 2000 m

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 13: Detail eines rundlichen Bausteines mit glatter Oberfläche der oben abgebildeten Karstgrube

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl 

Abb. 14: Detail eines rundlichen Bausteines mit glatter Oberfläche der oben abgebildeten Karstgrube

 

 

 

Denudation einer "Steintaube", Dachsteingebirge (OF)

 

Der kugelförmige Stein dient seit langer Zeit als Wegmarkierung auf dem Dachsteinplateau. Aber nicht so sehr die Form des Steines vermag hier einen Hinweis auf das Alter geben als der darunter liegende Sockel des größeren Steines. Hat sich nämlich bereits ein erkennbarer und messbarer Sockel, ähnlich wie bei einem Karsttisch gebildet, so ist eine Datierung möglich.

 

Objekt: Steintaube

Baumbestand: lichter Baumbestand durch anthropogenen Eingriff

Erhaltung (ungestört, gestört, starke Verfallsmerkmale ): ungestörte Verwitterung

Lage (Karstgrube, Rücken, Kuppe, Ebene, Hang, Pass, Höhe, Karstgasse): Karstgasse, 1800 m

Funde: -

Datierungsmöglichkeiten, vorliegende Datierungsergebnisse: Denudationsdatierung

Literatur: -

Biogene Situation: Grasboden

Struktur, Form, Größe des Objektes: Steine mit erheblichen Denudationsvorgängen

GPS-Messpunkte: ja (wurde eingemessen)

Skizze, Plan, Fotos: Fotos

Gestein: Dachsteinkalk

Bausteine, Legesteine, Anzahl: 2

Bausteine-Dokumentationen (Foto, Skizze, Plan): -

Messtauglichkeit, Abweichungen: (sehr gut= 0-10 %, gut= 10-30 %, brauchbar= 30-60 %, genügend= 60-80 %, grober Richtwert= 80-100 %, nicht brauchbar = 110 %) = ≈80-100 %

Kantenrundungen der Bausteine (Messdaten aus: Lage, Oberflächenstruktur, biogener Einfluss, Wetterseiten, Höhe des Steines, Winkel der Kante): Steine mit 1 Messstelle: 1x 20 mm = 20 mm

Messergebnisse-Durchschnittswert: 20 mm

Höhenabhängiger Denudationswert für 100 Jahre: 1,00 mm

Denudationsalter: 20,00 x 1,00= ≈2000 Jahre

Messdifferenz= Wert zwischen niedrigstem und höchsten Denudationswert: 0 mm= ±≈ - Jahre

Genauigkeitswert des Erhaltungszustandes beträgt: ≈80-100 % von ≈2000= max. ±≈1000 Jahre

Denudationsalter: AD ≈0 ±≈1000 Jahre [2015=0]

Denudationsalter: BP ≈2000 ±≈1000 Jahre

Datenablage: Arbeitsbuch 2015, Festplatte: Almen

 

AD: Anno Domini (n.Chr.); BC: vor Christus; BP: vor heute; ≈: ist ungefähr gleich; Ø: Genauigkeit unbrauchbar; sehr genau bis 10 %, gut: bis 30 %, brauchbar: bis 60 %, mäßig: bis 100 %, unbrauchbar: mehr als 100 %

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 15: Steintaube(Wegmarkierung) mit einem ca. 20 mm hohen Denudationssockel

 

 

 

Denudation von Karsttischen, Dachsteingebirge (KT)

 

Karsttische bilden in Laufe der Jahrtausende durch die Denudation Karstsockel. Die Karsttische wurden vom rückweichenden Gletscher der zu Ende gehenden Eiszeit im "Echern/Daun Stadium" vor etwa 14.000 Jahren abgelegt. Genaue Sockelmessungen sind jedoch nur dort durchführbar, wo die Steine auf waagrechten Steinplatten liegen. Das trifft selten zu.

 

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 16: Karsttisch mit einem ca. 12 cm hohen Sockel

 

Denudationsmessungen von Bausteinen, Karsttischen und Steintauben. ANISA, Verein für alpine Forschung. 2015, F. Mandl

Abb. 17: Karsttisch mit einem ca. 10 cm hohen Sockel

 

 

Zusammenfassung

Die Denudationsforschung für die Datierung von Bausteinen weist naturgegebene Grenzen auf. Ihre Genauigkeit hängt von der Lage, der Bearbeitung, der Witterung, der Ausgesetztheit und der Messtechnik ab. Zusammengefasst ist sie für erste Datierungen von Neufunden geeignet. Sie ermöglicht Entscheidungshilfen für die weitere Forschungsplanung.

 

 

Fotos: Franz Mandl. ANISA, Verein für alpine Forschung

 

 

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